Anfang Mai hieß es "Leinen los" auf der Segelyacht "Into the Blue" in Heiligenhafen. An Bord: eine reine Männercrew, bestehend aus Skipper Rainer Platz, Co-Skipper Werner Theis und vier Schülern des SKS-Kurses beim Segelclub Hochheim. Sie absolvierten auf dem zweiwöchigen Ausbildungstörn durch die Ostsee ihre 300 Pflicht-Seemeilen, übten fleißig Manöver und stellten sich schließlich der praktischen Prüfung für den Sportküstenschifferschein - erfolgreich! Hier geht's zum Törnbericht von Werner Theis.

Am Freitag, dem 6.5.2016 trafen wir uns im Yachthafen von Heiligenhafen zum SKS Törn. Ich wurde von Skipper Rainer Platz als Co-Skipper angeheuert. Rainer, Dietrich und ich konnten die ab Samstag gecharterte Yacht Segelclub Hochheim am Freitagabend ab 22:00 Uhr beziehen, Felix, Johannes und Marcus sind später in der Nacht auch noch eingetroffen.

Die Yacht ist eine Bavaria 38 Cruiser mit Rollgroßsegel und dem Namen „Into the Blue“. Die Grundausstattung an Lebensmittel war vorher bestellt und wurde an den Steg gebracht. Nach der problemlosen Bootsübergabe am Samstag ging es direkt los mit der Sicherheitseinweisung: Rettungswesten, Sicherheitsinsel, Notsignale, UKW Gerät und Gasanlage. Die ersten Schulungseinheiten unter Motor, das An- und Ablegen unter fachkundiger Anleitung von Rainer wurden absolviert.

Der Tag wurde beendet im Restaurant von Käpt‘n Plambeck, wir waren ja noch in Deutschland.

Dietrich, Felix, Johannes und Marcus haben beim Segelclub Hochheim im Winter den SKS-Kurs gemacht und die Theorieprüfung bestanden.  Jetzt steht der Praxistörn für die 300 sm an, der mit der Praxisprüfung abgeschlossen werden soll.

Sonntag 8.5.2016 Ziel Marstal

Am Sonntag wurden zum ersten Mal Segel gesetzt mit Ziel Marstal auf der dänischen Insel Arö. Vor der Ansteuerungstonne des Fahrwassers von Marstal wurden dann die Boje-übe-Bord Manöver geübt. 

Dazu benutzten wir das aus zwei Fendern zusammen gebundene „Paulchen“.

Marstal, die Heimat der bekannten Marstal Schoner, mit Blütezeit um die vorletzte Jahrhundertwende, hat sich, seit ich es aus den 1990 er Jahren kenne, nicht wesentlich geändert. Werftbetrieb, Schifffahrtsmuseum, langer schmaler Hafen, begrenzt durch eine lange Mole. Nur auf der Suche nach einem Hafenmeister fand Felix, unser Kassenführer, nur einen Automaten, an dem er mit Kreditkarte und PIN Nr. die Formalitäten erledigen konnte. Das ist die gängige Methode bei den meisten dänischen Häfen. 

Montag 9.5.2016 Ziel Korsör

Aus Marstal geht jetzt das Fahrwasser nach Osten und wir passieren Rudköbing und die Langelandsbrücke. Danach werden Segel gesetzt und wir passieren das Riff zwischen Langeland und Fünen. Dann über den Großen Belt nach Korsör. Korsör wurde wohl nach dem Bau der Brücke etwas umgebaut, und der Yachthafen hat jetzt eine direkte Zufahrt aus SW. 

Hier waren wir zum Abendessen im Restaurant, dem besten, das wir in Dänemark gefunden haben. Kulinarisch ist Dänemark nicht so der Renner. Die Brücke ist des Nachts hübsch beleuchtet, nicht so wie der Eiffelturm, aber immerhin genug, dass sich das Restaurant als das mit der schönsten Aussicht von Dänemark bezeichnet.

Dienstag 10.5.2016 Ziel Sejerö

Wir fahren durch die Brücke direkt nördlich von Korsör und halten uns an der Tonnenreihe etwas außerhalb des Hauptfahrwassers, das hier Verkehrstrennungsgebiet ist. Sejerö auf einer Insel zwischen dem Großen Belt und dem Kattegat kannte ich noch nicht. Ein schöner Hafen und er liegt gut. Auf einem Schulungstörn wird natürlich mit Papierkarte navigiert. Die Kartenarbeit mit Zirkel, Dreiecken, und Peilkompass wurde allerdings langsam aufgegeben und durch die auf dem Schiff vorhandenen elektronischen Navigationshilfen wie Plotter mit AIS Empfang und Radargerät ersetzt. Denke ich zurück an die 80er Jahre vor GPS vor DECCA und vor AP Navigator ist etwas von dem Reiz verloren gegangen. Man wusste eben nicht genau, ob man da ist, wo man dachte zu sein. Dafür ist die Navigation natürlich viel sicherer geworden, und es wäre sträflich, auf die Elektronik zu verzichten. Außerdem unterstützt der Seekartenverlag die Dokumentation des Törns. Siehe dazu den Link.

Mittwoch 11.5.2016 Ziel Hundested

Bis jetzt hatten wir Ostwind, mit dem wir gut vorangekommen sind und ein super Wetter. Richtung Hundested geht es gegenan, und wir müssen kreuzen. Was mit dem Schiff aber auch kein Problem ist. Auch die Durchfahrt Sjaelands Rev wurde durchgekreuzt. Danach etwas mit Motor wegen zu wenig Wind und wieder kreuzen bis Hundested. Ein verzweigter Hafen, wir schauen in 3 Hafenbecken rein und legen dann doch an dem für Gäste vorgesehenen Platz an.  Einkaufen bei Aldi direkt neben den Hafenbecken, die Waschräume sind im Keller vom Aldi. Das Hafengebiet ist ein altes Gewerbegelände, dessen Gebäude jetzt für die Ansiedelung von kleineren Firmen mit Kunsthandwerk genommen werden. 

Donnerstag 12.5.2016 Ziel Helsingborg

Nach Kreuzen des Hauptfahrwassers den Gennaker gesetzt. Die Hafengebühr soll mit einer App auf dem Smartphone bezahlt werden. Grillen an Land bei dem Hafenmeistergebäude. Am nächsten Morgen können wir doch noch ohne App bezahlen. Den Code für die Waschräume haben wir vorab von anderen Seglern bekommen. Da wir eine Nachtfahrt nach Kopenhagen vor uns haben, ist genug Zeit für einen ausgedehnten Landgang. Mit Rainer bin ich nach einem kurzen Rundgang durch Helsingborg mit einem Personenfährschiff über den Sund nach Helsingör gefahren. Dort gibt es jetzt ein neues Schifffahrtsmuseum, das um ein altes Trockendock herumgebaut ist. Bis jetzt kannte ich nur das alte im Schloss. Das neue ist sehr großzügig und modern aufgebaut.

13.5.2016 nach Kopenhagen

Nachtfahrt nach Kopenhagen. Die Steuerbordwache geht bei Dämmerung östlich von Ven erstmal schlafen. Andere Schiffe haben auch die Idee, östlich an Ven vorbei und dann zur Ansteuerungstonne von Kopenhagen zu fahren. Zwei gehen links und einer rechts an uns vorbei. Kurz vor Lynetten Löb den Motor angemacht und die Segel geborgen. Lynetten Löb mit unbeleuchteten Tonnen ist auch unter Maschine schon etwas tricky. Zum Glück hatten Dietrich, Johannes und ich die Wache von 22:00 bis 02:00. Vor der Einfahrt haben wir die Steuerbordwache aus den Kojen geholt, damit sie auch etwas von der Nachtfahrt haben. Im Hafen von Kopenhagen Langelinie, Meerjungfrau und die neue Oper passiert. Bei Nyhavn links abgebogen und vor der Brücke zu Christianshavn  gegen 2:15 Uhr festgemacht.

14.5.2016 in Kopenhagen

Morgens früh macht zu vollen Stunden ab 07:00 die Brücke auf nach Christianshave, Waschräume gesucht, die befinden sich auf der anderen Hafenseite. Liegeplatz in den anderen Hafenteil verlegt nach Rücksprache mit dem Brückenwärter. Dort ist auch ein WC, für das man eine Karte braucht. Der Hafenmeister kommt, die zweite Karte funktioniert dann auch.

Hafentag in Kopenhagen, Stadtbummel mit Ausleihen von E-Bikes für 3,50€ allerdings mittels Kreditkarte. Zum Glück braucht man in Dänemark und Schweden kein Geld, es gibt überall in den Geschäften Kartenleser, sogar an den Fahrrädern. Neu für mich ist, dass man manchmal auch eine PIN Nummer braucht. Glücklicherweise bei mir nicht, ich wäre mir auch nicht sicher gewesen, ob ich meine noch kenne.

15.5.2016 nach Rödvig

Seewetter: NW-liche Winde 4 bis 5, Schauer- oder Gewitterböen. Beim Auslaufen aus Kopenhagen wieder Lynetten Löb passiert, danach Segelsetzen. Beim Passieren der Halbinsel Amager mit dem Flugplatz hilft der Strom mit, dafür lohnt es sich auch mit GPS, die eine oder andere Tonne anzufahren, so dass man den Strom sieht. Nach Passieren von Stevens Klint in Rödvig eingelaufen, wir gehen längsseits in den Fischerhafen. Bis Kopenhagen konnten wir uns über das Wetter nicht beschweren. Komplett blauer Himmel, kommoder Wind aus östlichen Richtungen. Jetzt wird es etwas durchwachsener, so dass auch mal gerefft werden muss. Mit dem Wetterbericht ist es jetzt auch einfach, man braucht nicht mehr früh am Morgen im Radio den Seewetterbericht mitzuschreiben, sondern bekommt ihn als PDF aufs Tablett. Mit Wetterkarte schön bunt vom Deutschen Wetterdienst. Im Hafen hat man ja Internetzugang über WiFi oder zumindest über das Handynetz und die SIM Karte von der Firma mit den Duschen im Keller.

16.5.2016 nach Stubbeköbing

Seewetter: NW 5 strichweise 6, Starkwindwarnung für Belte und Sund. Auslaufen, Segel setzen, raumschots Richtung Möns Klint, gerefft, nach dem Runden von Möns Klint müssen ein paar Kreuzschläge gemacht werden, bis die Ansteuerung Hestehoved Dyb angelegt werden kann. Eine Rinne, die zum Grönsund führt. Im Grönsund mächtig Strom gegenan, bis wir bei 6 aus West im Industriehafen von Stubbeköping fest sind, längsseits an der Kaimauer. Essen in der Pizzeria.

17.5.2016 nach Nysted

Seewetter: NW bis W 5 abnehmend. Wir hatten eigentlich vor, durch Smaalands Fahrwasser zu fahren. Wegen des Westwindes und dem Strom im Grönsund planen wir um und fahren die Rinne wieder nach Osten raus, um an Gedser vorbei nach Nysted zu kommen. Dies ist auch die schnellere Route, da die Prüfung auf Donnerstag vorverlegt wurde und wir dann wieder in Heiligenhafen sein müssen. Bei der Ansteuerungstonne von Hesthoved Dyb üben wir wieder Boje-über-Bord Manöver. Nach dem Rauswerfen der Fender interessiert sich ein Schweinswal dafür und taucht ein paar Mal neben dem Fender mit seiner Rückenflosse aus dem Wasser. Nach Passieren von Gedser Odde geht es auf den Fährhafen Gedser zu, dann durch das Kroghage Dyb, und wir passieren den Yachthafen von Gedser. Danach Kurs WNW zum etwas verzwickten Fahrwasser nach Nysted. Es liegt in einer bewaldeten Bucht, die mehr nach Müritz und Umgebung als nach Ostsee aussieht. Ein sehr schöner Hafen, den ich bis jetzt noch nicht kannte, wohl der schönste Hafen des ganzen Törns.

18.5.2016 nach Burgtiefe

Der Wind ist auf SW 3 bis 4 abgeflaut. Wir fahren die Rinne wieder raus und machen davor ein Ankermanöver, das sollte auch auf der Ostsee auf einem Schulungstörn mal gemacht werden. Danach geht’s weiter. Vor uns liegt ein riesiges Windmühlenfeld mit 72 Windkraftwerken. Hier kann man durchfahren. Es ist auch eine Durchfahrt mit rot und grün markierten Windmühlenpfosten vorgesehen. 

Also unter Segel Quer durch. Der Wind kommt jetzt SSW. Daneben liegt ein Windpark mit 90 Windkraftwerken, dort ist aber die Durchfahrt nicht zugelassen. Wovon das abhängt, weiß ich nicht, es liegt aber auch nicht so auf dem Weg. Danach überqueren wir den Kiel Ostseeweg und nehmen Kurs auf Staberhuk Ost. Raumschots, und nachdem der Wind auf S gedreht hat auch wieder mit dem Gennaker. Kurz vor Staberhuk Ost mit Motor, damit wir noch zurzeit in Burgtiefe ankommen. Wir machen innen am Rundsteg fest. Der Yachthafen ist gut, ansonsten eine nicht besonders attraktive Trabantenstadt mit Ferienwohnungen.

Zum Tagestörn durch die Windmühlen siehe Link.

(Man könnte meinen jetzt fehlt eine, aber es stehen noch alle Windmühlen.)

19.5.2016 nach Heiligenhafen und Prüfung

Heute ist Prüfung, also raus aus dem Hafen, unter der Fehmarnsund-Brücke durch und noch ein paar Manöver üben. Nachmittags um 15:00 Uhr trifft man sich am Steg. Es sind 3 Schiffe mit je 3 bis 4 Kandidaten zu prüfen. Wir waren die erste Yacht. Zwei Prüfer kamen an Bord, der eine an Deck bewertete die Pflichtmanöver: Boje über Bord unter Segeln und unter Maschine, die müssen klappen. Der andere nimmt sich jeden Prüfling im Salon vor und stellt Fragen über die Gasanlage, Notruf über UKW, Gebrauch der automatischen Schwimmwesten und der Rettungsinsel, Navigation, speziell Ansteuerungshilfen bei Nacht, usw. Dietrich, Johannes, Felix und Marcus haben alle bestanden und bekommen ihre Sportküstenschifferscheine. Danach tanken wir in Heiligenhafen Diesel auf und legen das Boot an den Chartersteg mit dem Heck zum Steg wie gewünscht. Das Anlegebier wurde im Restaurant getrunken, die Bierbestände an Bord waren mittlerweile alle.

20.5.2016  Abreise

Heute laufen wir nicht mehr nicht mehr aus. Boot klarieren, Autos holen,  Leergut wegbringen und Schiff abgeben.